Die Realitätenbesitzerin

Textprobe

Und von der Bauverwaltung bekomm ich fünfzig Prozent. Fünfzig Prozent? Ja, das hat der Novotny gesagt, das bekomm ich für die Verwaltung, die ich mache. Dafür, daß ich die Rechnungen in den Fonds schicke und mit den Mietern rede. Sie hat noch nie mit den Mietern geredet. Das sind 440.000 Schilling! Sie haben ja den Dachboden verkauft. Schon, aber doch nicht, um dieser Hexe das Geld in den Rachen zu werfen. Das hat der Novotny gesagt, daß ich das krieg. Weg ist sie. Das werden wir ja sehen, ob das der Novotny gesagt hat. Das ist der neue Referent im Stadterneuerungsfonds. Der kommt eh morgen. Und ob das mit der Mutter und dem Sohn stimmt, werd ich auch überprüfen. Die achtzigjährige Mutter, die im 2. Stock wohnt, soll zu ihrem Sohn ziehen, der im 3. Stock wohnt. Das kann nicht wahr sein. Das ist das Neueste, Sie werden sehen. Das ganze Theater der letzten Wochen dreht sich darum, daß sie gerade nicht zu ihm hinauf zieht. Das ist das Neueste, heute Abend werden Sie das erfahren. Es stimmt alles nicht. Der Novotny hat ihr gar nichts gesagt. Das Geld gehört mir. Und die Mutter zieht auch nicht zu ihrem Sohn hinauf. So ist das also. Ein zweites Mal passiert mir das nicht mehr. 630.000 Schilling sind schon pfutsch. Dazu kommen noch die Zinsen. Und der Prozeß. 267.000 Schilling Schadenersatz will der Betrüger haben, weil ich ihm den Vertrag gekündigt hab, obwohl er eh voll ausbezahlt worden ist. Und jetzt kommt diese katholische Hexe daher und will 440.000 Schilling. Obwohl sie schon 470.000 gekriegt hat, weil die Unterlagen vom Betrüger nicht brauchbar sind und sie angeblich alles neu machen muß. Die glaubt wohl, mich kann man beliebig bescheißen. Alle halten mich für schwachsinnig, weil ich dem Betrüger reingefallen bin. Jetzt glaubt die Alte, sie kann das mit mir auch machen. Rutscht ständig beim Pfarrer herum und nimmt mich aus wie eine Weihnachtsgans. Und so schleimig liebenswürdig hat sie noch gesäuselt, ein Viertel erlaß ich Ihnen, weil sie eh schon so in der Rue de Caque sind. Ein Viertel der Arbeit vom Betrüger kann sie auch brauchen. Immerhin hat sie keine Magistratswege mehr gehabt. Wenn Sie so wenig machen lassen, wird das der Fonds nicht als Renovierung anerkennen, hat unlängst der Adjutant von der Alten gesagt. Der Quadlbauer und die Fastl. Das ist ein Gespann. Sie Ende sechzig, er Ende zwanzig. Sie duzt ihn und er siezt sie. Sie ist Diplomingenieurin und er Mittelschulingenieur. Ich kann machen lassen, soviel ich will. Das weiß ich. Es genügt schon, daß mir diese habgierigen und unsensiblen Architekten das schöne alte Badezimmer zusammengeschlagen haben. Und den Parkettboden im Vorzimmer. Und wenn ich die Veranda nicht mit Händen festgehalten hätte, wär sie auch schon weg.